KI und Nachhaltigkeit: Chancen und Herausforderungen für nachhaltiges Wirtschaften

July 15, 2025
|
7
Minuten  |
Elena Welsch

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst fester Bestandteil des deutschen Unternehmensalltags: 57 % der Unternehmen beschäftigen sich aktiv mit KI-Technologien, 20 % nutzen sie bereits produktiv ¹. Europaweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Mehr als die Hälfte aller Unternehmen setzt sich intensiv mit KI auseinander, während 42 % sie fest in ihre Geschäftsprozesse integriert haben ². Die rasante Verbreitung zeigt messbare Erfolge: Neun von zehn der europäischen Unternehmen verzeichnen Umsatz- oder Produktivitätssteigerungen durch den KI-Einsatz ².

Gerade kleine ESG-Teams profitieren von KI für Nachhaltigkeit

Gleichzeitig wächst der Druck auf Unternehmen, Nachhaltigkeitsstrategien umzusetzen. Neben großen Unternehmen, die durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind, spüren vor allem Mittelständler den Druck zum Nachhaltigkeitsmanagement. Lieferketten-Anforderungen und Kundenwünsche verstärken diesen Trend.

Auf den ersten Blick scheinen KI und Nachhaltigkeit wenig gemeinsam zu haben – schließlich verbrauchen KI-Systeme erhebliche Mengen an Energie und Ressourcen. Doch diese Einschätzung greift zu kurz. Eine Studie des Capgemini Research Institute zeigt, dass KI-getriebene Anwendungsfälle das Potenzial haben, Unternehmen bis 2030 dabei zu helfen, bis zu 45 % ihres Emissionsreduktionsziels nach dem Pariser Klimaabkommen zu erreichen  ³.

Die Zahl verdeutlicht: KI und Nachhaltigkeit ergänzen sich für effizientes und zukunftsfähiges Wirtschaften überraschend gut. Besonders kleinere ESG-Teams profitieren von dieser Kombination, da KI komplexe Nachhaltigkeitsprozesse automatisiert und auch ressourcenlimitierte Unternehmen bei ihrer Transformation unterstützt.

Die Kehrseite: Herausforderungen bei KI und Nachhaltigkeit

Doch auch wenn KI das Potenzial hat, wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu beschleunigen, dürfen wir ihre Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren.

{{expert-tipp}}

Ressourcenverbrauch von KI

  • Energieverbrauch: KI-Operationen könnten bis 2026 den Energieverbrauch von Rechenzentren auf 90 TWh steigern – eine Verzehnfachung im Vergleich zu 2022 ⁴. Generative KI-Modelle verbrauchen pro Trainingslauf Hunderte bis Tausende MWh und einzelne Anfragen 10- bis 100-mal mehr Strom als eine Internetsuche ⁴.

  • Wasserverbrauch: Der Wasserverbrauch für Kühlung in Rechenzentren könnte bis 2027 1,7 Billionen Gallonen erreichen, wobei viele Rechenzentren in wasserarmen Regionen liegen ⁴.

  • Elektroschrott: Die Notwendigkeit ständiger Hardware-Updates führt zu einem jährlichen Anstieg des Elektroschrotts um 3-12 %, was bis 2030 problematisch werden könnte ⁵.

Ethische und soziale Herausforderungen

Neben den Umweltauswirkungen bringen KI-Systeme weitere Risiken mit sich:

  • Datenschutz- und Datensicherheitsverletzungen: KI verarbeitet sensible Informationen, was zu Bedenken hinsichtlich Datenmissbrauch führen kann.

  • Voreingenommenheit und Diskriminierung: KI-Algorithmen können Vorurteile aus Trainingsdaten übernehmen, was zu unfairer Behandlung, besonders in Einstellungsprozessen, führen kann.

  • "Black Box"-Problem: Mangelnde Transparenz, Erklärbarkeit und Halluzinationen von KI-Modellen beeinträchtigen ihre Entscheidungsfindung und das Vertrauen in ihre Resultate.

Rahmenbedingungen für eine verantwortungsvolle KI

Um diese Risiken zu minimieren und die positiven Effekte von KI zu maximieren, sind klare Verantwortlichkeiten und Kontrollmechanismen erforderlich. Der EU AI Act und die ISO/IEC 42001 setzen hohe Standards für Transparenz, Bias-Erkennung und menschliche Aufsicht.

{{context-card}}

Für Unternehmen bedeutet das konkret:

  • Entwicklung klarer Strategien für den verantwortungsvollen KI-Einsatz
  • Investitionen in Datenschutztechnologien
  • Umfassende Schulungen für Mitarbeitende
  • Kontinuierliche Überwachung und Bewertung der KI-Systeme

Nur durch diese Maßnahmen kann KI verantwortungsbewusst eingesetzt werden und ihr volles Potenzial für Nachhaltigkeit entfalten. Und das Potenzial ist hoch: Laut einer Studie der London School of Economics und Systemiq könnte KI die weltweiten Kohlenstoffemissionen erheblich reduzieren. Forschende schätzen, dass KI die Treibausgase bis 2025 jährlich um 3,2 bis 5,4 Milliarden Tonnen senken könnte. Diese Reduktion würde die durch KI verursachten Emissionen weit übertreffen ⁶.

Praxisanwendungen: Wie KI und Nachhaltigkeit konkret funktionieren

Praxisanwendungen von KI für Nachhaltigkeit in Unternehmen
Praxisanwendungen von KI für Nachhaltigkeit in Unternehmen

Prozessoptimierung und Ressourceneffizienz

KI verbessert die Effizienz von Lieferketten, vermeidet unnötige Routen und reduziert so Emissionen. Bis 2026 werden voraussichtlich 60 % der Unternehmen KI-gestützte Lagerlösungen einsetzen, um Transparenz und Reaktionsgeschwindigkeit zu verbessern ⁷.

Energie- und Ressourcenmanagement

Durch die Optimierung von Energiesystemen und die beschleunigte Integration erneuerbarer Energien können jährlich bis zu 110 Milliarden USD bei Betrieb und Wartung von Kraftwerken eingespart werden ⁸.

Kreislaufwirtschaft (Circular Economy)

KI beschleunigt den Wandel zu zirkulären Geschäftsmodellen, erhöht die Ressourceneffizienz und schafft neue Wertschöpfungslogiken. Besonders im Materialfluss und der Rückverfolgbarkeit entstehen dadurch neue Potenziale.

Abfallmanagement und Recycling

KI-gesteuerte Roboter sortieren Abfall mit einer Rate von bis zu 1.000 Artikel pro Stunde und reduzieren die Kontamination deutlich. Recyclinganlagen könnten dadurch ihre Effizienz bis 2030 um 60 % steigern ⁹.

Branchenspezifische Lösungen: KI und Nachhaltigkeit in der Praxis

KI analysiert große Datenmengen in Echtzeit und ermöglicht dadurch präzise, adaptive Entscheidungen mit nachhaltiger Wirkung in verschiedenen Branchen.

  • Landwirtschaft: Durch präzise Pflanzstrategien, Bodenanalysen und Wetterdaten reduziert KI den Einsatz von Wasser, Energie und Chemikalien und unterstützt klimaresiliente Landwirtschaft.
  • Smart Cities: KI steuert Verkehrsflüsse, prognostiziert Staus und verbessert das Energie-, Wasser- und Abfallmanagement über IoT-Systeme und Smart Grids.
  • Produktion & Industrie: KI senkt Emissionen, steigert Produktionserträge und unterstützt die Entwicklung kreislauffähiger, ressourcenschonender Produkte.
  • Transport & Logistik: Routenoptimierung, Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und intelligente Verkehrssysteme machen den Sektor durch KI deutlich effizienter und nachhaltiger.
  • Für Unternehmen aller Größen: Besonders wertvoll wird KI bei der Umsetzung von ESG-Strategien – z. B. durch automatisierte Analysen, KPI-Vorschläge oder optimierte Nachhaltigkeitskommunikation. So wird Nachhaltigkeit auch ohne großes ESG-Team skalierbar.

ESG-Compliance: Wie Sustainability AI Tools Ihre Nachhaltigkeitsstrategie revolutionieren

Neben konkreten Anwendungsfällen ist KI ein entscheidender Faktor für Unternehmen, ihre gesamte ESG-Strategie effektiv zu planen, umzusetzen und Compliance-Anforderungen zu erfüllen. Sustainability AI Tools helfen Unternehmen dabei, diese Anforderungen automatisiert zu realisieren:

Automatisierte Datenerfassung und -validierung

KI erfasst automatisch ESG-Daten aus vielfältigen Quellen wie Texten, Tabellen oder E-Mails und verbessert deren Qualität. Datenlücken werden geschlossen, Inkonsistenzen bei Emissions- oder Menschenrechtsdaten über verschiedene Formate hinweg erkannt und korrigiert.

Maßnahmen ableiten und Umsetzung steuern

Auf Basis der ESG-Daten identifizieren Sustainability AI Tools relevante Muster, bewerten Risiken systematisch und priorisieren konkrete ESG-Maßnahmen: sei es zur Dekarbonisierung oder für die Lieferantenbewertung. Ob Stromverbrauch im Büro oder komplexe Scope-3-Risiken: KI-gestützte Systeme schlagen konkrete Verbesserungsschritte vor und überwachen deren Fortschritt kontinuierlich.

Compliance und Risikoprävention

KI erhöht die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von ESG-Daten und erkennt potenzielle Risiken frühzeitig. Sie unterstützt Unternehmen nicht nur bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern reduziert auch den Reporting-Aufwand und sorgt für prüfbare Nachhaltigkeitsinformationen. Für Investoren und Stakeholder bedeutet das: mehr Transparenz über nachhaltige Geschäftspraktiken, schneller und zuverlässiger.

Strategischer Ansatz: KI und Nachhaltigkeit erfolgreich implementieren

KI und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich optimal für zukunftsfähiges Wirtschaften. Während die Herausforderungen real sind, überwiegen die Potenziale – vorausgesetzt, Unternehmen gehen strategisch und verantwortungsbewusst vor. Unternehmen, die jetzt in KI und Nachhaltigkeit investieren, positionieren sich optimal für die Zukunft.

“Bei Planted haben wir einen klaren Fokus: KI nur dort einsetzen, wo sie echten Impact für Nachhaltigkeit bringt und dem Komplexitäts-Abbau dient. Wir konzentrieren uns auf konkrete Anwendungen: automatisierte KPI-Emittlung, ESG-Datenanalyse, Nachhaltigkeitsreporting, CO₂-Management. Jede KI-Lösung muss einen messbaren Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen unserer Kunden leisten."

– Saša Redžepović, Senior Data Scientist bei Planted

Sie möchten unsere KI-gestützte ESG-Softwarelösung kennenlernen? Buchen Sie sich jetzt eine kostenlose Demo.

Quellen:

¹ https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Erstmals-beschaeftigt-Haelfte-Unternehmen-KI

² https://www.aboutamazon.eu/news/innovation/ai-adoption-outpaces-early-mobile-phone-uptake

³ https://www.capgemini.com/de-de/insights/research/climate-ai/

https://www.deloitte.com/us/en/insights/industry/technology/technology-media-and-telecom-predictions/2025/genai-power-consumption-creates-need-for-more-sustainable-data-centers.html

https://news.climate.columbia.edu/2025/06/18/how-ai-is-revolutionizing-the-recycling-industry/

⁶ https://actu.ai/de/eine-studie-zeigt-dass-kunstliche-intelligenz-die-globalen-kohlenstoffemissionen-erheblich-reduzieren-kann-55923.html?utm_source=chatgpt.com

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11973334/

https://www.iea.org/reports/energy-and-ai/ai-for-energy-optimisation-and-innovatio

⁹ https://news.climate.columbia.edu/2025/06/18/how-ai-is-revolutionizing-the-recycling-industry/

EU AI Act

Der EU Artificial Intelligence Act (AI Act) ist das erste umfassende Gesetz zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz in der EU und trat am 02. August 2024 in Kraft. Ziel ist es, Vertrauen in KI-Technologien zu schaffen und den Schutz von Grundrechten, Sicherheit, Innovation, Gesundheit und Umwelt zu gewährleisten.

Experten-Tipp:

"Unternehmen müssen KI strategisch für ihre Nachhaltigkeitsziele einsetzen. Das bedeutet: Sofortige Nutzung der Technologie für ESG-Fortschritte bei gleichzeitiger Verantwortung für den energieeffizienten Einsatz von KI-Systemen. Nur so lässt sich das volle Potenzial ausschöpfen."
Saša Redžepović, Senior Data Scientist bei Planted