ESG-Bewertung: Definition, Relevanz und Strategien für Ihren Unternehmenserfolg

May 28, 2025
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Minuten  |
Elena Welsch

Was ist eine ESG-Bewertung und warum sind ESG-Ratings für Unternehmen so wichtig? Erfahren Sie alles über Definition, Erstellung, die neue EU-Regulierung und wie Sie Ihr ESG-Rating verbessern können.

Die Bedeutung von ESG-Bewertungen hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Investoren, Banken, Geschäftspartner und Regulierungsbehörden legen immer größeren Wert auf Nachhaltigkeitsbewertungen. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff ESG-Bewertung? Welche neuen Standards gelten künftig in der EU im Bereich der ESG-Rating Regulation? Und wie können Unternehmen ihre ESG-Performance verbessern, um eine Top-Bewertung zu erzielen? Die Antworten dazu haben wir kompakt aufbereitet.

ESG-Rating Definition: Die drei Säulen der Nachhaltigkeitsbewertung

Eine ESG-Bewertung bewertet die Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Unternehmensführung anhand drei zentraler Kriterien: Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Das Ziel dieser Bewertung ist es, nicht-finanzielle Risiken und Chancen eines Unternehmens transparent und vergleichbar zu machen.

Die drei Säulen der ESG-Bewertung:

Environment, Social und Governance abgebildet in einem Kreis und verbunden durch Pfeile
ESG-Säulen: Environment, Social, Governance

Environment (Umwelt): Dieser Bereich umfasst die Umweltauswirkungen eines Unternehmens. Dazu gehören CO₂-Emissionen, Energieeffizienz, Ressourcenschonung, Abfallmanagement, Schutz der biologischen Vielfalt und Vermeidung von Umweltverschmutzung.

Social (Soziales): Hier werden die Beziehungen zu Stakeholdern bewertet. Das beinhaltet Arbeitsbedingungen, faire Löhne, Diversität, Einhaltung von Menschenrechten in der Wertschöpfungskette, Mitarbeiterengagement, Beziehungen zu lokalen Gemeinschaften und Produktsicherheit.

Governance (Unternehmensführung): Dieser Aspekt fokussiert auf interne Steuerung und ethische Grundsätze. Er umfasst Compliance, Transparenz der Strukturen und Prozesse, Qualität der Unternehmensleitung, Aktionärsrechte, Korruptionsprävention und ethisches Management.

Wie ESG-Bewertungen skaliert werden:

ESG-Bewertungen werden von für das Unternehmen externen Anbietern durchgeführt. Sie zeigen, wie gut ein Unternehmen nachhaltige und ethische Praktiken in die eigenen  Geschäftstätigkeiten integriert. Das Ergebnis wird meist als Note oder Punktzahl dargestellt. Gängige Skalen sind Ratings von AAA (sehr gut) bis CCC (ungenügend) oder eine Punkteskala von 0 bis 100. Die Methodik und Gewichtung der Kriterien variieren je nach Ratingagentur.

Welche Unternehmen sind betroffen?

ESG-Ratings sind grundsätzlich freiwillig, werden jedoch in vielen Branchen und Kapitalmärkten zunehmend zum Standard. Sie betreffen insbesondere:

  • Börsennotierte Unternehmen, da Investoren ESG-Bewertungen aktiv in ihre Investmententscheidungen einbeziehen.

  • Unternehmen mit internationalen Lieferketten, die ESG-Anforderungen von Geschäftspartnern erfüllen müssen.

  • Kreditnehmende Unternehmen, da Banken ESG-Scores zunehmend bei der Vergabe und Bepreisung von Finanzierungen berücksichtigen.

  • Große Unternehmen im regulatorischen Fokus, etwa durch die EU-Taxonomie, die SFDR oder die CSRD, die qualitativ hochwertige ESG-Daten verlangen.

  • Kleine und mittlere Unternehmen sowie Mittelständler, da ESG-Ratings bei vielen Ausschreibungen – besonders im öffentlichen Bereich – mittlerweile Pflicht sind und über den Zuschlag mitentscheiden. Sie schaffen Vertrauen bei Geschäftspartnern und sichern die Position in wichtigen Lieferketten. Ohne ESG-Rating verpassen Unternehmen oft langfristige Geschäftschancen und stabile Partnerschaften.

Eine gesetzliche Pflicht zur Durchführung einer ESG-Bewertung besteht aktuell nicht. Dennoch kann der Druck von Finanzmarktakteuren, Kunden oder Stakeholdern eine ESG-Bewertung de facto erforderlich machen – insbesondere für Unternehmen, die Kapital suchen oder Teil komplexer Wertschöpfungsketten sind.

Warum sind ESG-Bewertungen für Unternehmen so wichtig?

ESG-Bewertungen spielen heute eine entscheidende Rolle in vielen Unternehmensbereichen:

Wirkung von ESG-Ratings: Zugang zu Kapital, Kundenerwartungen erfüllen, Risikominimierung, Wettbewerbsvorteile
Die Wirkung von ESG-Ratings

Erfüllung von Kundenerwartungen und Anforderungen in der Lieferkette

Nicht nur Endverbrauchende, sondern auch Geschäftskunden fordern von ihren Partnern und Lieferanten den Nachweis einer soliden ESG-Performance. Ein positives Rating schafft Wettbewerbsvorteile bei der Auftragsvergabe.

Risikomanagement und Minimierung regulatorischer Risiken

Eine starke ESG-Bewertung deutet auf robuste interne Prozesse und vorausschauendes Risikomanagement hin. Dies hilft, betriebliche, regulatorische und Reputationsrisiken zu verringern.

Zugang zu Kapital und Finanzierung

Zugang zu Kapital und Finanzierung

Investoren und Banken legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeitsperformance. Ein gutes ESG-Rating signalisiert geringere Risiken und attraktive langfristige Renditen. Dies erleichtert den Zugang zu Kapital und führt zu günstigeren Finanzierungskonditionen.

Attraktivität als Arbeitgeber

Nachhaltig agierende Unternehmen ziehen talentierte Fachkräfte an. Mitarbeitende achten verstärkt auf die Werte und die soziale Verantwortung ihres Arbeitgebers. Eine gute ESG-Bewertung stärkt somit das Employer Branding.

Steigerung des Unternehmenswerts und der Wettbewerbsfähigkeit

Langfristig beeinflussen ESG-Bewertungen den Unternehmenswert und die Wettbewerbsposition. Unternehmen mit guter ESG-Performance sind widerstandsfähiger gegenüber Krisen und besser für eine nachhaltige Zukunft gerüstet. Dafür sollte Nachhaltigkeit kein eigenständiges Strategiepapier sein, sondern fester Bestandteil Ihrer gesamten Unternehmensstrategie werden.

Wie wird eine ESG-Bewertung erstellt? Einblicke in den Prozess

Die Erstellung einer ESG-Bewertung übernehmen spezialisierte Agenturen wie MSCI, Sustainalytics und EcoVadis. Der typische Bewertungsprozess umfasst vier Hauptschritte:

Der typische Bewertungsprozess für ESG-Ratings
Der typische Bewertungsprozess für ESG-Ratings
  1. Datensammlung: Unternehmen stellen ESG-relevante Informationen bereit, z.B. über detaillierte Fragebögen, Nachhaltigkeitsberichte oder spezielle Plattformen wie Planted.
  2. Datenanalyse: Die gesammelten ESG-Daten werden anhand branchenspezifischer Benchmarks und definierter Kriterien analysiert und bewertet.
  3. Scoring und Gewichtung: Einzelne ESG-Themen werden unterschiedlich gewichtet, basierend auf ihrer Relevanz für die jeweilige Branche. Diese Einzelbewertungen fließen in eine Gesamtbewertung ein.
  4. Bericht und Ergebnis: Das bewertete Unternehmen erhält einen detaillierten Bericht mit Ergebnissen, Stärken, Schwächen und konkreten Verbesserungspotenzialen.

Wichtig: Einige Agenturen erstellen auch Bewertungen auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen ("unsolicited rating"), wenn Unternehmen keine Daten aktiv bereitstellen. Diese können jedoch weniger präzise sein. Eine proaktive Zusammenarbeit mit den Ratingagenturen ist daher empfehlenswert.

Aktuelle Herausforderungen im ESG-Rating: Intransparenz und mangelnde Vergleichbarkeit

Die ESG-Rating-Landschaft ist aktuell noch von einigen Herausforderungen geprägt:

  • Unterschiedliche Methoden: Jede Ratingagentur verwendet eigene Bewertungsansätze, Kriterien und Gewichtungen. Dies erschwert die Vergleichbarkeit.
  • Intransparenz: Viele der detaillierten Bewertungsmodelle bleiben für Unternehmen undurchsichtig und nicht vollständig einsehbar.
  • Vergleichbarkeit: Die unterschiedlichen Ansätze machen es schwierig, ESG-Bewertungen verschiedener Anbieter direkt zu vergleichen.
  • Kosten: Die Einholung zertifizierter ESG-Bewertungen kann erhebliche Investitionen erfordern.

Genau aus diesen Gründen arbeitet die Europäische Union intensiv an einer neuen Regulierung des ESG-Rating-Marktes.

Die neue EU-ESG-Rating Verordnung: Mehr Transparenz und Qualität

Um mehr Transparenz, Qualität und Vergleichbarkeit bei ESG-Ratings zu gewährleisten, hat die Europäische Kommission am 12. Dezember 2024 eine neue Verordnung zur Transparenz und Integrität von ESG-Ratings im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Anwendung finden wird die Verordnung jedoch erst ab dem 02. Juli 2026.

Ziel der Verordnung: Einheitliche Anforderungen an ESG-Ratinganbieter in der EU schaffen, Verbraucher- und Anlegerschutz zu gewährleisten sowie Greenwashing und Fehlinformationen zu reduzieren.

Die zentralen Inhalte des Vorschlags:

  • Zulassungspflicht: ESG-Ratinganbieter mit Sitz oder Tätigkeit in der EU müssen sich registrieren lassen und aufsichtsrechtliche Anforderungen erfüllen.

  • Transparenzanforderungen: Bewertungsmethodik, Gewichtung von E-, S- und G-Faktoren sowie Datenquellen müssen offengelegt werden.

  • Vermeidung von Interessenkonflikten: Anbieter dürfen z. B. nicht gleichzeitig Beratung und Rating für denselben Kunden erbringen.

  • Rechenschaftspflichten: Nutzende von ESG-Bewertungen – wie Investoren oder Unternehmen – sollen sich auf nachvollziehbare und objektive Informationen verlassen können.

Auswirkungen auf Unternehmen

Auch wenn die Verordnung ESG-Ratinganbieter adressiert, hat sie indirekte Auswirkungen auf Unternehmen: Damit ESG-Bewertungen künftig anerkannt und nachvollziehbar sind, müssen Unternehmen ihre ESG-Daten konsistenter, strukturierter und belegbar bereitstellen. Wer frühzeitig in ein professionelles ESG-Datenmanagement investiert, verschafft sich klare Vorteile.

So verbessern Unternehmen ihre ESG-Bewertung: Praktische Strategien

Eine gute ESG-Performance entsteht nicht von selbst. Mithilfe der folgenden fünf Maßnahmen können Sie Ihr ESG-Rating gezielt optimieren:

  1. Entwicklung einer strukturierten ESG-Strategie: Definieren Sie klare, messbare Ziele (KPIs) und Verantwortlichkeiten innerhalb Ihres Unternehmens. Das richtet Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen strategisch aus.
  2. Verbesserung der ESG-Datenqualität: Setzen Sie auf eine umfassende, nachvollziehbare und digital erfasste Datengrundlage für Ihre ESG-Berichterstattung. Geprüfte Daten schaffen Vertrauen und erhöhen die Genauigkeit Ihres Ratings.
  3. Etablierung eines regelmäßigen ESG-Reportings: Veröffentlichen Sie transparente und geprüfte Nachhaltigkeitsberichte. Diese dokumentieren Ihre Fortschritte und stärken das Vertrauen Ihrer Stakeholder.
  4. Proaktive Kommunikation mit Ratingagenturen: Pflegen Sie einen offenen Dialog mit den Ratingagenturen. Beantworten Sie Anfragen vollständig, liefern Sie relevanten Kontext und heben Sie besondere Initiativen hervor.
  5. Frühzeitige Vorbereitung auf neue Standards: Informieren Sie sich kontinuierlich über neue ESG-Standards und -Regulierungen wie die CSRD. Passen Sie Ihre Prozesse rechtzeitig an. Hier kann der Einsatz spezialisierter ESG-Software wie Planted Ihr ESG-Datenmanagement und CSRD-konformes Reporting erheblich vereinfachen.

Tipp: Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsinformationen systematisch erfassen und managen, verbessern nicht nur ihre ESG-Bewertung. Sie optimieren auch ihre betriebliche Effizienz und sichern sich langfristige Wettbewerbsvorteile.

Fazit: Das ESG-Bewertung als strategischer Erfolgsfaktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Ein starkes ESG-Rating entwickelt sich zunehmend zum zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen. Es beeinflusst nicht nur die Beziehungen zu Investoren und Banken, sondern auch den Wettbewerb um die besten Talente, anspruchsvolle Kundinnen, Kunden und strategische Partner. Die Fähigkeit, die eigene ESG-Performance transparent darzustellen und kontinuierlich zu verbessern, entscheidet maßgeblich über den zukünftigen Unternehmenserfolg.

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