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How-to: Doppelte Wesentlichkeit nach CSRD leicht erklärt

Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (kurz: CSRD) trat im Januar 2023 eine wichtige EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in Kraft. Ab 2025, rückwirkend für das Jahr 2024, müssen Unternehmen in der EU ausführlich über nichtfinanzielle Themen wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung in ihren Geschäftsberichten informieren. Die European Sustainability Reporting Standards, kurz ESRS, geben hierbei die inhaltliche Richtung als Berichtsstandard vor.

Ein Teil davon ist die doppelte Wesentlichkeit, auch doppelte Materialität genannt: Ein entscheidendes Instrument zur Identifikation relevanter Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen und der Ausgangspunkt für das Reporting.

Welche Unternehmen sind von der doppelten Wesentlichkeitsanalyse betroffen?

Ab 2024 müssen alle Unternehmen, die bereits heute nach der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, über die doppelte Wesentlichkeit berichten. 

Warum die doppelte Wesentlichkeit für Nachhaltigkeitsberichte?

Wie bei der finanziellen Berichterstattung sollten sich Nachhaltigkeitsberichte auf relevante Informationen zu Chancen und Risiken konzentrieren, die für die Leserinnen und Leser, wie Investorinnen und Investoren sowie die Öffentlichkeit wichtig sind - genannt "Wesentlichkeit".

Da die Nachhaltigkeit verschiedene ESG-Aspekte (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) umfasst, stehen Unternehmen vor der Herausforderung zu identifizieren, welche Themen wirklich wesentlich sind. In der Vergangenheit wurde daher geprüft, welche Nachhaltigkeitsthemen finanzielle Risiken für das Unternehmen haben können und dadurch für einen nichtfinanziellen Bericht wichtig sind. Für die CSRD hat sich dies geändert und es wird aus zwei Perspektiven geprüft, welche Nachhaltigkeitsthemen berichtspflichtig sind: Die doppelte Wesentlichkeit. 

Was ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse nach der CSRD?

Die doppelte Wesentlichkeit führt eine neue Denkweise in die Berichterstattung ein und betrachtet die Wesentlichkeit von Nachhaltigkeitsaspekten aus verschiedenen Blickpunkten:

  • Die "Inside-Out" Perspektive, auch "Impact Materiality" genannt, betrachtet die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf Menschen, Umwelt und die Gesellschaft. Dabei werden sowohl die positiven Faktoren (bspw. Schutz der Biodiversität) als auch die negativen Auswirkungen (bspw. Wasserverbrauch, Emissionen) betrachtet.
  • Die "Outside-In" Perspektive, auch "Financial Materiality" genannt, betrachtet den Einfluss von Nachhaltigkeitsfaktoren, wie beispielsweise dem Klimawandel oder der Ressourcenknappheit, auf den Unternehmenserfolg und den zukünftigen Cashflow.

Ein Thema gilt als wesentlich, wenn es entweder finanzielle Risiken und Chancen für das Unternehmen birgt oder erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft hat. Damit wird es bereits berichtspflichtig, wenn es aus einer der beiden Perspektiven als wesentlich eingestuft wird. 

Wie Unternehmen feststellen, welche Themen wesentlich sind 

Um festzustellen, welche Themen für Unternehmen wesentlich sind, muss eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden. Dieser Prozess erfordert eine gute Vorbereitung und die Einbindung des Unternehmensmanagements.

Matrix Doppelte Wesentlichkeitsanalyse

Zu Beginn sollten Unternehmen überlegen, welche Nachhaltigkeitsaspekte potenziell wichtig sein könnten. Dabei ist es hilfreich, sich an einschlägigen Standards und Rahmenwerken zu orientieren, wie den ESRS-Standards. Unternehmen sollten auch ihre Lieferkette betrachten, da Nachhaltigkeitsthemen dort ebenfalls relevant sein können.

Um die wesentlichen Themen zu identifizieren, sollten Unternehmen die Perspektive ihrer Interessengruppen einbeziehen. Das können Lieferanten, Kundinnen und Kunden, die Mitarbeitenden sowie andere betroffene Gruppen sein.

Der Prozess der doppelten Wesentlichkeitsanalyse ist im besten Fall transparent und die Unternehmen legen offen, wie genau sie die Analyse durchgeführt haben. Eine Veröffentlichung im Lagebericht ist ohnehin verpflichtend, woraus auch die Prüfung durch Wirtschaftsprüfer resultiert. Daher ist zu empfehlen, die Analyse professionell durch dafür spezialisierte Beraterinnen und Berater begleiten zu lassen, um keine Fehler einzubauen.  

Wie oft muss eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden?

Um CSRD-konform zu handeln, sollte die doppelte Wesentlichkeitsanalyse jedes Jahr neu durchgeführt werden. So kann die Aktualität der relevanten Themen sichergestellt und zeitgleich darüber berichtet werden.

Letztendlich ist es wichtig, dass die Frequenz und der Zeitpunkt der doppelten Wesentlichkeitsanalysen im Einklang mit den Geschäftszielen und der Verpflichtung des Unternehmens zur Nachhaltigkeit stehen. Es ist auch ratsam, Expertinnen und Experten in Nachhaltigkeitsfragen hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass die Analysen fundiert und aktuell sind.

Warum ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse wichtig? 

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse hilft Unternehmen, wichtige Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und ihre Ressourcen effizienter einzusetzen. Sie trägt dazu bei, die Erwartungen der Stakeholder zu erfüllen und das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken. Außerdem ermöglicht sie die Identifizierung und Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen. Dies ist vor allem für die Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichts im Lagebericht, was durch die CSRD neu und verpflichtend ist, entscheidend.

Die Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse kann komplex sein, aber sie lohnt sich, da sie nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entspricht, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie liefert. Eine gut durchgeführte Wesentlichkeitsanalyse, als Grundlage für einen Nachhaltigkeitsbericht im Lagebericht, ist ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Im Finanzmarkt ist der Lagebericht ein wichtiges Kriterium für Investitionen und Kreditvergabe.

Mit Planted unterstützen wir Unternehmen gemeinsam mit einem Wirtschaftsprüfer in diesem Prozess. In Form eines Workshops entwickeln unsere Expertinnen und Experten mit den Unternehmen die doppelte Wesentlichkeitsanalyse nach der CSRD und lassen die Ergebnisse bereits erfolgter Maßnahmen, wie zum Beispiel die Berechnung der CO₂-Bilanz oder Reduktionsmaßnahmen, mit einfließen. 

Sie benötigen weitere Informationen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf und buchen eine kostenlose Demo.

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