Umweltschutz

Vom Setzling zum Baum - Ein Interview mit Klimaförster Jan

Mit Planted pflanzen wir Bäume in ganz Deutschland, die einen Impuls für den Mischwald der Zukunft setzen sollen. Gemeint sind damit mindestens drei verschiedene Baumarten, die mit den Extremwetterereignissen als Folge des Klimawandels gut zurechtkommen, auf einer Waldfläche zu erhalten.

Im Interview mit unserem Klimaförster Jan wollen wir darüber sprechen, wie so eine Pflanzung vonstatten geht, wann der beste Zeitpunkt zum Bäume pflanzen ist, welche Baumarten klimastabil sind und was den Wald so schützenswert macht.

Seit 2020 pflanzt Planted nun schon Bäume in Deutschland und das mittlerweile auf Flächen in der gesamten Republik. Woher kommen die Setzlinge, die in die Erde gesetzt werden?

Unsere Setzlinge beziehen wir aus Baumschulen. Bei der Auswahl unserer Partnerbaumschulen achten wir auf Regionalität, damit bereits Erfahrung in den Waldgebieten vorliegt. 

Firmenwald unseres Planted Partners Heizfix GmbH

Und wie entscheidet es sich, welcher Baum auf welcher Fläche gepflanzt wird?

Welche Bäume auf welche Fläche gepflanzt werden, hängt von der Fläche selbst und ihren Gegebenheiten ab: Wie ist das Klima vor Ort, welche Bodenbeschaffenheiten liegen vor, ist die Fläche flach oder an einer Hanglage? Wir Förster nennen das die Gegebenheiten des “Standorts”. Zusätzlich überprüfen wir auch, welche Bäume bereits auf oder in der Nähe der Fläche wachsen und so von alleine zurückkommen könnten. 

Auf den Klimaprofilen der Kundinnen und Kunden finden sich teilweise auch Bäume, die noch nicht gepflanzt wurden und als Setzlinge abgebildet sind. Was hat es damit auf sich?

Das stimmt, nicht alle Bäume, die auf den Klimaprofilen unserer Planted Partner angezeigt werden, sind schon gepflanzt. Das liegt daran, dass wir eine bestimmte Saison zum Pflanzen nutzen. Wir starten im November und pflanzen bis Ende März. In diesem Zeitraum  ist es kalt und es stört die kleinen Bäumchen nicht so sehr, umgesetzt zu werden. Sie befinden sich in einer Art Winterschlaf und nehmen uns die Pflanzung nicht ganz so übel. Außerdem ist es wichtig, dass der Boden mit Wasser versorgt ist, damit die Wurzeln gut  anwachsen. Man kennt es von Umtopfen zuhause, da muss auch angegossen werden. Und in den Herbst-/ Winter-/ Frühjahr-Monaten regnet es einfach mehr. 

Winterschlaf? Das hört sich sehr lebendig an. Kannst du das genauer erklären? 

Der Winterschlaf kann auch als eine Art Vegetationsruhe beschrieben werden: Der Baum hat seine Lebenssysteme auf das Notwendigste heruntergefahren. Die Bäume haben sogar die lebenswichtige Photosynthese eingestellt und ihre Blätter abgeworfen. Die Wurzeln haben den Kontakt zum Wasser abgedreht und das Bäumchen ist in einer Art Starre. Würden wir die Bäume auch den Sommer über pflanzen, hätten sie große Probleme anzuwachsen. Der Kontakt zum Wasser besteht dann bereits und würde von uns getrennt. Es würde dem Bäumchen sehr schwer fallen, wieder in Kontakt zum Boden und Wasser zu kommen - wenn im Sommer überhaupt noch Wasser in den oberen Bodenschichten vorhanden ist. 

Und wie genau wird der kleine Setzling nun in die Erde gesetzt?

Zuerst wird die obere Bodenschicht, die sogenannte Humusschicht, beiseitegeschoben. Dann wird ein Loch gegraben, was so tief wie die längste Wurzel reichen muss. Der gesamte Wurzelballen muss Kontakt zum mineralischen Boden haben, damit die Nährstoffe aufgenommen werden können und der Anschluss ans Grundwasser gelingt. Das Loch wird dann wieder mit den einzelnen Bodenschichten befüllt. Daher ist es wichtig, beim Ausheben des Pflanzloches darauf zu achten, die Bodenschichten nicht zu sehr zu vermischen.

Klimaförster Jan zeigt dem Planted Team, wie ein Baum gepflanzt wird

 

In den ersten anderthalb Jahren habt ihr bereits über 170.000 Bäume ermöglicht. Wie setzt ihr die Pflanzungen um, habt ihr Partnerorganisationen?

Wir arbeiten eng zusammen mit den Forstämtern und dort mit den Revierförstern. Generell haben wir mittlerweile ein gutes Netzwerk und genießen ein enormes Vertrauen bei den Försterinnen und Förstern. Dadurch, dass ich selbst Forstwissenschaften studiert habe und seit Kindestagen im Wald bin, ist die Zusammenarbeit für beide Seiten sehr gut. Wir sprechen einfach die gleiche Sprache - die des Waldes. 

Die Bäume werden zum Großteil also von echten Profis der Forstämter und Baumschulen in die Erde gesetzt, da es alleine nicht zu bewältigen ist. Aktuell pflanzen wir drei Fußballfelder Wald pro Monat - da brauchen wir einfach Unterstützung. Darüber hinaus pflanzen wir unter Anleitung mit Firmen in Team Events und auch das ganze Planted Team weiß, wie die Bäumchen in die Erde zu setzen sind - eine Herzensangelegenheit von mir.

Eine Eiche speichert in 80 Jahren knapp eine Tonne CO

Wann ist ein Baum ausgewachsen? Gibt es einen Zeitpunkt, an dem man sagen kann: “Jetzt speichert der Baum ordentlich CO₂?

Bäume wachsen in drei Richtungen: In den Himmel, in die Breite und in den Boden. Das muss man immer im Hinterkopf behalten. Und je nach Baumart wird eine Richtung bevorzugt. Die Tanne bspw. bildet zuerst eine riesige Wurzel aus, bevor sie beginnt, in die Höhe zu schießen. Wir Menschen verstehen aber bei dem Begriff “ausgewachsen” vermutlich am häufigsten das Höhenwachstum. Mit 30 bis 40 Metern ist ein Baum in Deutschland durchschnittlich in der Höhe ausgewachsen. 

Zum CO-Speicher: Das macht der Baum im Holz. In etwa speichert eine Tonne Holz eine Tonne CO. Jede*r kennt die Jahrringe des Baums, an denen man abzählen kann, wie alt der Baum ist. Die Jahrringe sind immer ähnlich dick, aber der Umfang wird von Jahr zu Jahr mehr. Daher ist es simple Mathematik, dass der Baum als Setzling wenig und mit steigendem Alter dann immer mehr COspeichert. 

Was ist für dich das Besondere am Bäume pflanzen? Kannst du einmal erklären, warum der Wald so wichtig ist?

Wie bereits erwähnt, speichert unser Wald CO und ist eine der wichtigsten natürlichen Kohlenstoffsenken. Doch der Wald ist noch so viel mehr. Er bietet unzähligen Tieren und anderen Arten einen Lebensraum, speichert und filtert unser Trinkwasser, dient als Lärmschutz, filtert Staub und andere Schmutzpartikel aus der Luft, wirkt kühlend und produziert Sauerstoff. Darüber hinaus ist Holz auch ein wichtiger und vor allem nachhaltiger Rohstoff: Denn jedes Möbelstück aus Holz speichert weiterhin das als Baum aufgenommene CO. Doch nicht nur von Holz als Ressource profitieren wir Menschen. Gerade während der Corona Pandemie hat Jede und Jeder von uns gemerkt, wie sehr uns der Wald als Erholungsraum dient - das haben sogar Studien bewiesen.

Ich denke, hier wird schon ganz gut deutlich, was den Wald für uns alle so wichtig macht. Egal, ob wir neue Bäume pflanzen und so Impulse für die Mischwälder der Zukunft setzen oder ob wir bereits bestehende Wälder schützen. Mit Planted haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, unsere deutschen Wälder zu unterstützen, fit für den Klimawandel zu machen und für zukünftige Generationen zu erhalten. Denn das ist unsere Mission mit Planted: Wir möchten die Zukunft enkelfähig machen - egal ob in Bezug auf den Wald oder über die Dekarbonisierung von Unternehmen.